Rosamunde Pilcher in Cornwall

Rosamunde Pilcher in Cornwall: Liebesfilme im Fernsehen haben die westliche Grafschaft zu einer der beliebtesten Ferienregionen Großbritanniens gemacht.

Rosenumrankte Cottages, der Geruch von Salz und Meer und der weite Blick auf Klippen aus grauem Granitgestein: Seit die Romane von Rosamunde Pilcher verfilmt werden, ist die Popularität von Cornwall noch gestiegen. Im Landesinneren fährt man auf schmalen, oft einspurigen Straßen unter dem Dach alter Baumalleen. Cornwall, das sind Tage am Strand und auf dem Surfbrett zwischen den Wellen, ebenso wie Begegnungen in edlen Herrenhäusern, mystische Steinkreise und unterirdische Grabkammern.

Rosamunde Scott kannte die Vielseitigkeit dieser Landschaft. Sie wurde im Jahr 1924 im Dorf Lelant in Cornwall geboren. Die malerische Umgebung ihrer Kindheit und Jugend hatte einen prägenden Einfluss auf ihre Arbeit. Das änderte sich auch nicht, als sie im Jahr 1946 Graham Hope Pilcher heiratete und an das andere Ende der britischen Inseln zog: in die schottische Hafenstadt Dundee.

Bereits im Jahr 1949 folgten die ersten Veröffentlichungen, zunächst noch unter dem Pseudonym Jane Fraser, später dann auch unter ihrem eigenen Namen. Selbst in Dundee blieb Cornwall der Schauplatz ihrer Erzählungen, und der Erfolg gab ihr recht: Rosamunde Pilcher hat unzählige Kurzgeschichten und mehr als zwei Dutzend Romane geschrieben, viele davon wurden verfilmt. Sie hat bis zu ihrem Tod im Jahr 2019 weltweit mehr als 60 Millionen Bücher verkauft.

Ihr erstes Buch war ein Liebesroman, und diesem Genre blieb sie treu. Doch erst die Familiensaga „Die Muschelsucher“ im Jahr 1987 machte ihre Bücher einem größeren Publikum bekannt – und Pilcher zu einem Star der britischen Literaturszene. Im Jahr 1993 begann das ZDF, Rosamunde Pilcher-Geschichten für das deutsche Fernsehen zu verfilmen. Im Jahr 2023 steht die 164. Folge an. Als Schauplätze der Episoden wählten die Filmemacher zuletzt Newquay, Truro, St. Austell, Penzance und St. Ives.

Besonders treue Anhänger hat Pilcher in Deutschland, wo jede neue Verfilmung ihrer Geschichten rund fünf Millionen Menschen vor den Bildschirm lockt. Auch im Jahr 2023 plant das ZDF neue Produktionen. Details standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest, aber die Chancen stehen gut, dass diese Folgen erneut auf ein breites Publikum treffen.

Man mag sich fragen, wie Rosamunde Pilcher in Cornwall es schafft, den Nerv ihrer deutschen Fangemeinde zu treffen. Die Antwort ist wohl, dass sie ihre Leserinnen und Leser in das Cornwall ihrer Kindertage mitnimmt, zu malerischen Fischerdörfern und einsamen Stränden im Sonnenschein, und in den Zeiten von Pandemien und Kriegen sind Geschichten zum Träumen gefragter denn je.

Die Literaturtour 

Der folgende Ausflug in den Westteil von Cornwall eignet sich als Tagestour mit dem Auto.

Der Vormittag: Rosamunde Pilcher wurde in Lelant bei St. Ives geboren. Das Dorf liegt an der Mündung des River Hayle und hat einen unberührten Sandstrand, der so groß ist, dass er selbst in der Hauptsaison im Sommer nie überlaufen ist. Im 13. Jahrhundert war Lelant ein wichtiger Hafen.

Die denkmalgeschützte Kirche St. Uny geht in ihrer heutigen Form auf das 11. Jahrhundert zurück, doch vermutlich steht das Gebäude auf weit älteren Fundamenten. Sie ist in Großbritannien der einzige offizielle Startpunkt für den Pilgerweg Santiago de Compostela. In St. Uny fand im Jahr 1946 Rosamunde Pilchers Trauung statt.

In Lelant beginnt auch der rund 20 Kilometer lange Wanderweg St. Michael´s Way zum gleichnamigen St. Michael´s Mount. Diese Strecke ist Teil eines Netzwerks aus Pilgerpfaden, das einst vor allem irische Gläubige für die Durchreise nutzten.

Die nächsten Stationen der Autotour zum Thema Rosamunde Pilcher in Cornwall an diesem Vormittag sind das malerische St. Ives sowie St. Michael´s Mount. (Die Beschreibung dieser beiden Haltepunkte finden Sie auf der folgenden Seite.)

Der Nachmittag: Der zweite Teil des Tages beginnt bei den malerischen Stränden von Porthgwarra Beach und Lamorna. Von dort aus geht es mit dem Auto nach Sennen Cove. Nun heißt es: die Wanderschuhe anziehen. Das Ziel der meisten Wanderer ist Land´s End, die Westspitze Cornwalls. Die meisten Wege führen an der Küste entlang und gewähren einen Blick auf die steilen Granitklippen, für die Cornwall so bekannt ist.

Im Dorf Zennor an der Landstraße B3306 liegt der Traditionspub The Tinners Arms aus dem Jahr 1271. Einst war der Pub der Treffpunkt für Arbeiter, die aus den umliegenden Steinbrüchen Steine für den Häuserbau schlugen. Nun treffen sich hier Ausflügler, Familien und Einheimische. Unweit befindet sich die Überreste der Grabkammer Zennor Quoit aus der frühen Bronzezeit. Der Schriftsteller DH Lawrence lebte bei Zennor und beschrieb die Region als „der schönste Ort, ansprechender sogar als das Mittelmeer“. Die Legende erzählt von der Meerjungfrau „Mermaid of Zennor“, die sich in einen Sänger verliebte. Das Paar verschwand im Meer und wurde nie wieder gesehen, doch an warmen Sommernächten soll der Gesang der beiden zu hören sein.

Die schönsten Pilcher-Drehorte

Padstow

Einst war Padstow ein Fischereihafen, nun sind es vor allem Luxus-Jachten, die hier an der Mündung des River Camel vor Anker gehen. Der einmalige Blick aufs Wasser lockt nicht nur Rosamunde Pilcher-Fans an, sondern beschert Padstow in jeder Hinsicht einen festen Platz unter den Top-Sehenswürdigkeiten an der Nordseite von Cornwall. Die Fähre Rock-Padstow-Ferry bringt ihre Passagiere in nur zehn Minuten ans gegenüberliegende Flussufer. Zahlreiche Ausflugsboote fahren die Küste entlang. Die Passagiere halten Ausschau nach Delfinen, Seehunden und Seevögeln. padstowlive.com

Prideaux Place

Hellgraue Granitwände, umrankt von wildem Wein, und ein weiter Blick ins Umland – das ist Prideaux Place. Das edle Herrenhaus ist für Pilcher-Fans ein Muss. Es stammt von 1592 und war zuletzt in mehr als einem Dutzend TV-Produktionen mit u.a. Heide Keller, Helmut Zierl und Harald Krassnitzer in den Hauptrollen zu sehen. Das Herrenhaus ist wäbefindet sich am Südufer des River Camel unweit von Pad

sehen. Das n im 18. Jahrhundert gar nicht schnell genug gehen. als Machrend der Sommermonate für Besucher geöffnet. Die Führungen durchs Haus dauern rund eine Stunde. Zu sehen ist die schöne Innenausstattung, die vielen Besuchern aus dem Fernsehen bekannt vorkommen wird – und eine eindrucksvolle Teddybär-Sammlung.

www.prideauxplace.co.uk

 

St. Ives

Rosamunde Pilcher wurde im kleinen Dorf Lelant unweit von St. Ives geboren. So ist es fast selbstverständlich, dass eine der schönsten Städte Cornwalls auch zur Kulisse für die TV-Adaptionen ihrer Romane geworden ist. St. Ives ist bekannt für verwinkelte Gassen und eine lebendige Künstlerszene. Vielleicht ist die reizvolle Umgebung ein Grund dafür, dass es Kunstschaffende nach St. Ives zieht. Die Künstlergruppe „St. Ives School“ wurde in den Jahren 1940 bis 1960 zum Zentrum für abstrakte, moderne Kunst in Großbritannien. Die berühmte Tate Gallery aus London hat hier einen Ableger. stives-cornwall.co.uk

Church Cove

Der südlichste Punkt Cornwalls wird Lizard Point genannt, und nicht weit davon entfernt befindet sich die kleine, verschwiegene Bucht Church Cove. Am Dorf Lizard Village beginnt eine rund sechs Kilometer lange Rundwanderung zum Lizard Point und von dort aus dem Küstenverlauf folgend zu Church Cove. Die Bucht hat ihren Namen von einer kleinen Kirche, die sich an der Nordseite befindet. Es handelt sich um Saint Winwalloe, die wohl südlichste Kirche der britischen Inseln. Sie geht vermutlich auf das 6. Jahrhundert zurück und leitet ihren Namen von den Bezeichnungen „the lan“ für heiliger Rückzugsort und dem Heiligen St. Wennec ab. So attraktiv der Strand auch sein mag, das Baden kann wegen der starken Strömung tückisch sein. Die Schmuggler von einst ließen sich davon allerdings nicht abschrecken. Sie machten hier gute Geschäfte.

St. Agnes

St. Agnes war einst das Zentrum der örtlichen Bergbauindustrie, in der tausende Männer, Frauen und Kinder schufteten, oft unter gefährlichen Bedingungen. Das war zu einer Zeit im 18. und 19. Jahrhundert, als rund zwei Drittel der weltweiten Kupfer- und Zinnproduktion aus Cornwall kam. Es gibt wohl weltweit keine stillgelegte Mine in ähnlich spektakulärer Lage wie Wheal Coates mit dem Pumpwerk Towanroath. Der aufgerissene Boden, alte Gleise zwischen Heidebüschen und der Blick aufs Meer machen die alten Minen von St. Agnes zu einem einzigartigen und viel genutzten Drehort.

Bedruthan Steps

Im Norden Cornwalls liegen die Bedruthan Steps. Es handelt sich um gewaltige Felsbrocken, die wie eigens aufgestellt aus dem Sand ragen. Sie tragen wegen ihrer eigentümlichen Formen alle individuelle Namen wie Queen Bess oder Samaritan Island. Der Name ‘Bedruthan’ soll der Legende nach von einem Riesen stammen, der die Steine als Tritte benutzte. Die Wahrheit ist eher, dass sich ein Tourist aus der Zeit von Queen Victoria diese schöne Märchengeschichte ausgedacht hat. Zuletzt kam man nicht nahe an die Steine heran, aber der Blick aus einiger Entfernung lohnt sich allemal.

Land´s End

Eine 80 Kilometer lange, raue Küste, sandige Buchten und kleine Fischerdörfer: Cornwalls westlichster Punkt Land´s End ragt weit ins offene Meer hinaus. Im Frühjahr besteht die typische Landschaft aus schwarzen Klippen, weißer Gischt und dem leuchtenden Gelb der Rapsfelder – eine perfekte Filmkulisse. Der Blick aufs Meer und auf die Cornwall vorgelagerten Isles of Scilly sowie der malerische Leuchtturm Longships Lighthouse machen Land´s End zu einer beliebten Touristenattraktion. Der Leuchtturm stammt aus dem Jahr 1875. Einsamkeit und Abgeschiedenheit sucht man allerdings vergebens. Die Westspitze Cornwalls ist touristisch voll erschlossen. Wer einen kleinen Fußmarsch nicht scheut, nähert sich der Landspitze mit einem rund vier Kilometer langen Fußmarsch ab Sennen Cove. Dieser Abschnitt gehört auch zum South West Coast Path, dem mit mehr als eintausend Kilometern längsten Fernwanderweg Englands.

Bodmin

Gemütlich pafft die Dampflok der Nostalgiebahn Bodmin&Wenford Line durchs Dorf. Die Bahnstation liegt nur rund zehn Gehminuten vom Ortskern von Bodmin entfernt und war in verschiedenen ZDF-Verfilmungen zu sehen. Die Bahnstrecke wurde im Jahr 1834 eröffnet und erinnert an die Zeit, als im nahe gelegenen Bodmin Moor Kupfer und Zinn gefunden wurden. Ab den 1960er Jahren war die Ära der Dampfloks vorbei, doch die Bodmin-Bahn blieb erhalten. Der Zug verkehrt mehrmals täglich. Zum Service zählen auch ein Café und ein Andenkenladen. www.bodminrailway.co.uk

Lamorna Cove

„She was a charming rover/And we rode all night/In the pale moonlight/A way down to Lamorna“ – so heißt es im Volkslied „The Way down to Lamorna“. Das Fischerdorf und der dazu gehörende Strand waren ein beliebtes Motiv für die Landschaftsmaler der Künstlergruppe „St. Ives School“, und noch immer trifft man hier Menschen, die eine Staffelei aufgestellt haben und versuchen, die Schönheit von Lamorna auf der Leinwand festzuhalten. Der Ort befindet sich im westlichen Teil von Cornwall, knapp sechs Kilometer von Penzance entfernt.

St. Michel Mount

St. Michael’s Mount ist ein Wahrzeichen von Cornwall. Er ist in TV-Adaptionen des Rosamunde Pilcher-Klassikers „Die Muschelsucher“ zu sehen. Die Insel samt Burgberg befindet sich in der Bucht Mounts Bay an der Südküste von Cornwall. Bei Flut ist die Insel vom Festland abgeschnitten und nur mit einem Boot zu erreichen. Bei Ebbe hingegen taucht aus dem Meer ein Pfad auf, über den man halbwegs trockenen Fußes zur Ortschaft Marazion gelangt. Einer Legende nach wurden die Bewohner der Insel im 6. Jahrhundert vom Riesen Cormoran in Angst und Schrecken versetzt. Schlußendlich wurde dieser vom schlauen Bauernjungen Jack CANCEL zur Strecke gebracht

DO besiegt. Daran erinnert die heute noch bekannte Geschichte von „Jack, dem Riesentöter“ (‘Jack the Giant Killer’). Die besondere Lage sorgt dafür, dass immer wieder Filmcrews ihren Weg nach Mount St. Michel finden, etwa für die Erfolgsserie ‘Game of Thrones’. stmichaelsmount.co.uk

Penzance

Das Städtchen Penzance ist bekannt für malerische Fassaden, subtropische Gärten und das milde Klima. Hier wurde für die Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen vielfach gedreht. Penzance hat viele Terrassen und Plätze im so genannten Regency-Stil. Das beschreibt eine kurze Epoche zwischen den Jahren 1810 bis 1820, in der sich britische Architekten und Möbelbauer an dem napoleonischen Empire-Stil orientierten. In Penzance wird gerne gefeiert. Im Juni findet beispielsweise das Golowan Festival mit viel Musik und Tanz statt. (Termin: 16. Juni bis 23. Juni 2023.)

Pencarrow House

Pencarrow House ist das edle Herrenhaus der Familie Molesworth, deren Vorfahren hier seit dem 16. Jahrhundert gelebt haben. Die kilometerlange Auffahrt führt an einer Festung aus der Eisenzeit vorbei. In den Sommermonaten werden geführte Touren über das Anwesen und durch einige der 50 Räume im Haus angeboten. Sehenswert ist der Garten, der in seiner heutigen Form im 19. Jahrhundert angelegt wurde. Das Herrenhaus ist ein beliebter Drehort für Pilcher-Produktionen, in denen unter anderem Barbara Wussow, Ruth Maria Kubitschek und Eva Habermann in einer Hauptrolle zu sehen waren. www.pencarrow.co.uk

 

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